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Vectrex
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bin,FFF
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Text File
|
1995-06-06
|
6KB
|
113 lines
SPRITE vectrex
FONT 6
Zwei oder drei Ausgaben lang tauchte in den frühen 80er Jahren in den großen Ver-
sandhaus-Katalogen eine Spielekonsole auf, die sich von allen anderen bis dahin her-
gestellten dadurch unterschied, daß sie mit einem eingebauten Bildschirm, der
Vektor-Graphik darstellte, daherkam. Damals fiel mir dieses Gerät schon auf; da ich
mich damals aber nicht zu einem Konsolenfreak zählte und weil die MB Vectrex so
um die 800 DM kosten sollte, war sie für mich nur von einer langanhaltenden Faszi-
nation – so lange, daß ich mir vor kurzem ein Exemplar über den Computer-Floh-
markt besorgte.
Dort stand schon des öfteren die Vectrex unter
der Rubrik »sonstige Videospiele«, angeboten
zu Preisen von 200–250 DM. Der erste Versuch
schlug fehl, die Vectrex war bereits vergeben,
obwohl ich den C-F zufällig zwei Tage vor dem
offiziellen Verkaufsdatum am Kiosk bekam!
Beim zweiten Mal klappte es dann, also hinge-
fahren, und da stand sie – das Gehäuse schwarz,
einem MacIntosh SE nicht unähnlich, und in
sehr gutem Zustand – zumindest äußerlich. Der
halbstündige Probelauf wurde mit einem kurzen
Schnuppern über den Lüftungschlitzen abge-
schlossen, kein Geruch nach Isolation, also
gekauft!
SPRITE vectrexpic 19
Die Vectrex baut alle Objekte auf dem Schirm mittels reinrassiger Vektor-Graphik
auf. Eingebaut ist das Spiel »MineStorm«, ein Asteroids-Klone. Wer »Spheres of
Chaos« kennt, wird mit Erstaunen feststellen, daß MineStorm ein absolut vergleich-
bares Feuerwerk auf dem Schirm abbrennt! Alle Objekte auf dem Schirm können
ohne Zeitverlust rotiert und gezoomt werden. Mitgeliefert werden Farbfolien, welche
zum einen eine gewisse Farbgebung erlauben und zum anderen das unvermeidliche
Flimmern der Grafik auf ein erträgliches Maß reduzieren.
Mal ein Blick auf die technischen Daten:
FONT 0
Prozessor : Motorola 6809 (ursprünglich geplant: 6502)
mit 1.6 MHz
RAM : 1 KB
ROM : 8 KB, enthält Supportroutinen und -daten, sowie
das eingebaute Spiel »MineStorm«
Monitor : 9 × 11" Vektorbildschirm
Grafik : S/W Vektorgrafik mit 256 Helligkeitsstufen
Sound : General Instruments AY-3-8912 Soundchip
mit 3 Tonkanälen, ›analoge‹ Klangerzeugung,
eingebauter 3 Zoll Laufsprecher
Bedienung : Controller mit analogem Joystick,
mit 4 Action-Knöpfen, zum Transport in das
Gehäuse einklappbar; Lichtgriffel (Zub.)
Anschlüsse : 2 Buchsen für Controller und Zubehör,
Stromversorgung
Programme : Auf Steckmodulen, Kapazität 4 und 8 KB,
Steckmodulschacht auf der rechten Gehäuseseite
Zubehör : 3D-Imager, Lichtgriffel
FONT 6
Entwickelt wurde die MB Vectrex von der Firma Smith Engineering; in einem engen
Zeitplan wurde das Betriebssystem (nennen wir es mal so, im Original heißt es übri-
gens »The Executive« :-), MineStorm, Bezerk, Scramble(!), Rip Off und Star Trek im
April ’82 fertiggestellt (nebenbei: Scramble, das Original aller Nachahmer von rechts
nach links scrollender Ballerspiele, war erst kurz zuvor als Automat erschienen!) Im
Sommer ’82 startet die Massenproduktion der Vectrex durch General Consumer
Electronics, welche dann im Frühjahr ’83 von Milton Bradley aufgekauft werden.
Im Sommer ’83 wird die Vectrex im großen Stil in Deutschland eingeführt. Gleich-
zeitig schlagen Versuche fehl, eine Farb-Vectrex zu bauen. Die vorgeschlagenen
Lösungen waren entweder zu teuer (richtiger 3-Farb-Schirm), oder zu langsam
(2-Schicht-Phosphor) für das Display-System der Vectrex.
Das Gerät hielt sich leider nicht lange auf dem Markt, weil 1984 die sogenannte
Videokonsolenkrise einsetzte; die Leute kauften nun wie wild Heimcomputer wie
z.B. den C=64, weil diese flexibler einsetzbar waren als Spielekonsolen. Milton
Bradley wurde Hasbro Inc. aufgekauft und zum 31. März wurde der Verkauf der
Vectrex von MB Deutschland eingestellt. Was nun folgte, war ein trauriges Ver-
ramschen der Restbestände.
1988 wurde von Western Technologies der Versuch unternommen, die Vectrex mit
einem Flach-Bildschirm wieder auf den Markt zu bringen, dies scheiterte jedoch, als
sich der überragende Erfolg des Nintendo Gameboy am Horizont abzeichnete.
Die Rechte an der Herstellung der Vectrex selber, sowie ihrer Steckmodule, Folien
und Anleitungen wurden den ursprünglichen Entwicklern von Smith Engineering
wieder zurückgegeben, welche wiederum das nicht profitorientierte Duplizieren des
Materials freigaben und im Grunde genommen froh sind, daß die Vectrex selber auf
diese Weise weiterlebt.
Als Spielekonsole übt die Vectrex durchaus eine ähnliche Faszination aus, wie als
Computer der Archimedes. So wie sich der Archimedes bei seiner Einführung hervor-
gehoben hat, so zeigt die außergewöhnliche Vektorgrafik der Vectrex, daß Fortschritt
nie aus dem Einheitsbrei kommt.
FONT 7
Quellen: Video Games 10/93, 10-jähriges Jubiläum der Vectrex
NetNews: rec.games.vectrex Vectrex-FAQ von Gregg Woodcock
FONT 6
Qubix/Architects